Didier Desmerveilles ist der vielseitigste und rührigste Autor in unserem Portfolio. Nach den zwei Lyrik-Bänden der Reihe Lyrik, Limericks & Co. startete er 2014 sein ehrgeiziges Projekt Die Legende lebt. Das Ziel: zehn legendären Autoren der verschiedensten Genres und Epochen mit je einem Werk ein literarisches Denkmal zu setzen. Nach Heinz Erhardt (Gedichte), Enid Blyton (Jugendbuch), Stieg Larsson (Kriminalroman) und Franz Kafka (Mystery) ist nun mit Der Herr der Carringe ein mehrbändiges Fantasy-Epos nach dem Vorbild J. R. R. Tolkiens in Arbeit. Eines kann man dem jungen Autor mit Sicherheit nicht vorwerfen: dass er Angst vor großen Namen hätte!
»Stieg Larsson war
keine literarische Granate«
Interview mit dem Indie-Autor Didier Desmerveilles zum Erfolg seines Zweiteilers »Stieg Larsson lebt! - Entfremdung«
Diebma: Didier, seit ziemlich genau zwei Jahren ist jetzt deine Stieg-Larsson-Hommage auf dem Markt – Zeit für eine Bilanz.
Didier Desmerveilles: … und die fällt positiv aus.
Diebma: Positiv? Bei einem Amazon-Kundenrezensionen-Durchschnitt von gerade mal einem Stern? Eine Userin schrieb sogar (ich zitiere): »Schade dass frau dafür auch noch einen Stern vergeben muss.« Das ist doch eine vernichtende Kritik!
DD: Stimmt, als Autor träumt man nicht unbedingt von Rezensionen im Stil der von dir zitierten und die Tage, an denen ich so was lesen muss, gehören auch ganz sicher nicht zu meinen besten ...
Diebma: Du meinst, das kann einem als Autor schon mal den Tag versauen?
DD: Auf jeden Fall. Da denkst du dann schon mal drüber nach. Aber wenn die Rezensentin keinen einzigen geraden deutschen Satz hinbekommt und dann über schlechten Stil faselt, kann man sich immerhin damit trösten, dass da ja offensichtlich nicht Marcel Reich-Ranicki seine literarische Expertise abgegeben hat ...
Diebma: Erstaunlich ist ja, dass das Buch trotz miserabler Kritiken ein Bestseller geworden ist.
DD: Kleine Korrektur: trotz miserabler Leserrezensionen. Es gibt keine einzige negative Besprechung eines professionellen Kritikers. Aber Bestseller – damit würde ich vorsichtig sein. Was man auf jeden Fall sagen kann: Es ist das mit Abstand am besten verkaufte und das mit Abstand am schlechtesten besprochene – also von den Lesern besprochene – Buch, das ich bisher veröffentlicht habe. Mich überrascht das selbst immer wieder. Vielleicht ist es sogar das am besten verkaufte Ein-Sterne-E-Book, das bei Amazon überhaupt im Angebot ist (lacht). Aber so genau kenne ich die Statistik natürlich nicht. Jedenfalls ziehe ich meinen Hut vor den Tausenden Lesern, die sich von den negativen Besprechungen nicht davon abhalten lassen, sich anhand der Leseprobe ihr eigenes Urteil zu bilden, und natürlich freue ich mich auch über die ebenfalls hohen Verkaufszahlen von Band 2, denn wie schlecht kann ein Buch sein, wenn man nach seiner Lektüre über vier Euro ausgibt, um die Fortsetzung auch noch zu lesen?
Diebma: Wahrscheinlich gilt der alte Spruch: Lieber ein Verriss als gar keine Kritik. Wir haben, da du ja zu den von uns betreuten Autoren gehörst, zum zweiten Jahrestag der Veröffentlichung im Februar 2018 mal eine Stichprobe genommen. Da warst du bei Amazon im Kindle-E-Book-Ranking auf Verkaufsrang 8000 noch was und – zum Vergleich – die Kindle-Edition von Klaus-Peter Wolfs ebenfalls im Februar 2016 erschienenen »Ostfriesenschwur« lag rund 5000 Plätze vor dir, irgendwo zwischen Platz 3000 und 4000 – das aber bei rund 120 Kritiken, von denen über die Hälfte Fünf-Sterne-Rezensionen sind!
DD: Ich verfolge das natürlich auch und bin immer wieder perplex. Viele professionell vermarktete E-Books von Großverlagen habe ich sogar weit hinter mir gelassen. So gesehen ist das ein überwältigender Erfolg. Fischer als einer der Riesen in der Verlagsbranche vermarktet die Ann-Kathrin-Klaasen-Reihe, die du erwähnst, mit einem Riesen-Werbeetat, hat auch noch eine werbewirksame Taschenbuchausgabe am Start und ich hab gerade mal einen Gratis-Auftritt auf eurer Plattform und sonst nix!
Diebma: Auch keine Auftritte in sozialen Medien?
DD: Dafür bin ich zu alt (lacht).
Diebma: Wie steht es mit Lesereisen?
Diebma: Keine einzige Lesung mit dem Buch. Ich lese meistens in Schulen und dann aus den anderen Bänden der Reihe, der Blyton-Hommage und der Tolkien-Hommage. Aus »Entfremdung« habe ich öffentlich noch kein einziges Mal gelesen – für Schüler ist das zu hart. Null Werbung und dann solche Verkaufszahlen, das gibt’s eigentlich gar nicht – schon gar nicht bei einem schlechten Buch (lacht)!
Diebma: Kritiker unken natürlich: Das macht der Name Stieg Larsson.
DD: Krtiker sind aber auch die, die mich im Gegensatz zu den Amazon-Rezensentinnen mögen. Das hat mich sogar auf die unabhängige Webseite »Bestseller von morgen« gebracht, die ich vorher gar nicht kannte.
Diebma: Die sind natürlich auch über den Namen Larsson gestolpert ...
DD: Ich denke auch. Wir haben es hier mit einem erstaunlichen Hype zu tun, der bis heute anhält. Und ich kann auch ziemlich genau sagen, woran das liegt: Es ist Lisbeth Salander. Der ganze Rest bei Stieg Larsson ist Durchschnitt. Ich muss immer wieder ein bisschen schmunzeln, wenn sich überzeugte Stieg-Larsson-Fans über das vermeintliche Groschenromanniveau von »Entfremdung« mokieren. Ich denke dann still für mich: Dann ist das eine würdige Hommage, denn wenn man Stieg Larsson kritisch liest, dann wird doch ziemlich schnell klar, dass er keine literarische Granate und ein eher bescheidener Stilist war. Es gibt Stilblüten en masse in den drei Millennium-Romanen. Auch die Plots sind nichts Besonderes mehr, wenn man Lisbeth Salander rauslässt. Salander ist aber eine schlicht und ergreifend fantastische Schöpfung: In einer Amazon-Rezension wurde sie als Superwoman des feministischen Zeitalters bezeichnet. Ich finde das sehr treffend. Salander – ein weiblicher Superheld, der es den Männern mal so richtig geigt, gleichzeitig eine Soziopathin ...
Diebma: Superman war ja auch ein Soziopath.
DD: Oder Batman. Genau darin liegt meiner Meinung nach die Faszination: Sie ist aufgrund ihrer extremen Talente unbesiegbar oder doch quasi unbesiegbar, sie braucht keine Männer. Wenn sie sich verliebt, pfeift sie einfach drauf. Kurzum, sie ist der fleischgewordene heimliche Traum jeder Frau.
Diebma: Und gleichzeitig nicht so langweilig wie ein Marvel-Superheld.
DD: Genau. Und an dem Punkt muss ich ehrlich zugeben: Ich konnte in meiner Hommage keine zweite Salander kreieren, das wäre meiner Ansicht nach auch zu sehr in Richtung Plagiat gegangen und es sollte ja eine Hommage sein, kein Plagiat. Was hätte Stieg aus dem Ereignis aus seiner Jugend gemacht, wenn er den entsprechenden Plot irgendwann in Form eines unreifen Erstlingswerks umgesetzt hätte? Das war die Frage.
Diebma: Die Leser nehmen deinem Werk also übel, dass es kein Plagiat ist?
DD: Zugespitzt könnte man das wohl so sagen. Unter den sieben vernichtenden Ein-Stern-Rezensionen von Teil 1 habe ich – das wollte ich vorhin schon sagen – auch keinen einzigen männlichen Leser identifizieren können. Die sind alle wahrscheinlich mehr Fans von Salander als Fans von Larssons Schreibstil. Jedenfalls kann sich niemand, der einigermaßen Ahnung von Literatur hat, hinstellen und sagen: Schaut mal, wie toll kann dieser Larsson schreiben! Aber wenn alle sagen: Schaut mal, wie cool ist diese Salander, da bin ich voll dabei! Ich denke, was mir viele Leserinnen – und ich sage bewusst: Leserinnen – verübeln, ist ganz einfach, dass die Frauenfigur in »Entfremdung« blass ist. Aber denen sage ich: Wäre es nicht vorstellbar, dass Stieg Larsson in einem Frühwerk – ja, gut, wir wissen, dieses Frühwerk gibt es nicht, das war ja gerade die Idee hinter »Entfremdung« –, wäre es also nicht denkbar, dass Stieg Larsson in so einem Frühwerk noch keine so starke Frauenfigur wie Salander erfunden hat und es deswegen eben ein weniger berühmtes Frühwerk bleiben musste? Wer es schafft, »Entfremdung« so zu sehen, der kann ihm vielleicht auch die offenkundigen Schwächen nachsehen. Aber am Ende gilt natürlich trotz aller Räsoniererei die alte Erkenntnis: Der Leser hat immer recht.
Diebma: Ein passendes Schlusswort, Didier. Nur noch kurz die Frage: Woran arbeitest du jetzt gerade?
DD: Ich bin am zweiten Teil von »J.R.R. Tolkien lebt«, das wird ein gaaaanz langes Epos, für das ich wahrscheinlich noch Jahre brauche.
Diebma: Viel Erfolg damit und herzlichen Dank für das Gespräch.
"Du hast", so befand Dirks Ma Doren, "in Kneipen so jung nichts verloren!" und schloss voller Sorgen die Tür bis zum Morgen. Vor der fand sie Dirk dann erfroren. - Nicht nur Dirk ereilt wie in diesem Limerick ein ganz und gar unbarmherziges Geschick, auch Alma, Björn-Olaf, Yvonne, Zoltan und die anderen in diesem schaurigen ABC des Untergangs verlassen nicht lebend das von dem schwarzhumorigen Schicksalsbüchlein abgesteckte Terrain. Didier Desmerveilles' Dichtung ist eine Kreuz- und Entdeckungsfahrt quer durch den Gemüsegarten der Reimkunst - vom ganz normalen Schüttelreim bis zum listigen Limerick. Reimlein Liederfrieder lässt grüßen. Und Gevatter Tod steht finster grinsend daneben.
Nicht in das Land, wo die Zitronen blühen, sondern in das, wo die dichterische Fantasie seltsame Blüten treibt, entführt Didier Desmerveilles seine Leser mit diesem zweiten Band von Lyrik, Limericks & Co. Dabei wandelt er auf den Spuren des legendären Komödianten Heinz Erhardt und dessen Ballade Warum die Zitronen sauer wurden. Desmerveilles stopft so eine sagenhafte Lücke in der deutschen Poesie-Geschichte: Gedichte und Limericks zu den vielen Früchten, deren Anfangsbuchstaben im Alphabet vor dem Z (wie Zitrone) liegen...
In seiner Krimi-Hommage an den unvergessenen Meister der Spannung macht Didier Desmerveilles, der "Konrad Kujau" der Belletristik, das mittelholsteinische Binnenland zum Schauplatz eines klassischen "Schwedenkrimis" mit blutigen Gewaltverbrechen und finsteren Geheimnissen: Unheimliches tut sich am Nord-Ostsee-Kanal, wo der seit Jahren zurückgezogen auf einem verwahrlosten Bauernhof hausende Tim Rasmussen auf Spuren eines lange zurückliegenden Verbrechens stößt. Nicht er, genau genommen, sondern sein Hund Cano, der bei einem Waldspaziergang menschliche Knochen und einen halb verwitterten Kettenanhänger ausbuddelt. Tim packt ein unerklärliches Jagdfieber: Er versucht die Identität der Toten herauszufinden und löst damit weitere Verbrechen aus. Es gelingt ihm zwar den Juwelier Eisenkrug ausfindig zu machen, der den Anhänger angefertigt hat. Doch als der seltsame Greis auspacken will, geschieht ein heimtückischer Mord ...
Was hat Charlotte, die Schwester der Toten, damit zu tun, die noch vor Tim am Tatort aufgetaucht ist? Und wer ist der mysteriöse Unbekannte, der über jeden Schritt informiert zu sein scheint, den Tim und Charlotte unternehmen, um den Mörder zu entlarven? Als weitere Skelett-Teile auftauchen, dämmert es Tim: Jeder der Beteiligten spielt ein doppeltes Spiel. Und tief wie die Meere, die der Nord-Ostseekanal verbindet, sind die Abgründe der menschlichen Seele!
Im zweiten Teil des packenden Holstein-Krimis dreht Desmerveilles kräftig an der Spannungsschraube und verblüfft seine Leser mit einem unerwarteten Finale.
Wer kennt es nicht, das berühmte Märchen der Brüder Grimm, in dem ein liebenswertes Waisenkind sein letztes Hemd gibt und am Ende dafür vom Himmel reich belohnt wird? Nur wenige wissen jedoch, dass sich in der Sammlung "Kinder- und Hausmärchen" der Grimms nur ein magerer Plot der wunderbaren Geschichte findet. Wer aber würde nicht gern tiefer eintauchen in die magische Mär von den Sternen, die als Goldtaler vom Himmel fallen? Und wer würde nicht gern in epischer Breite mitfiebern und mitleiden, wenn ein kleines Mädchen am Heiligen Abend auf dem beschwerlichen Weg zum Dorfbäcker, ankämpfend gegen Sturm und Schnee, immer wieder ihr gutes Herz unter Beweis stellen muss und so am Ende ihr eigenes Leben aufs Spiel setzt? Didier Desmerveilles macht das mit seiner Neufassung des Märchens nun endlich möglich. Ein Geheimtipp für alle Freunde von Grimms Märchen sowie für Eltern, die ihren Kindern endlich die ganze märchenhafte Geschichte von den Sterntalern vorlesen möchten.
Nach einem schrecklichen Unfall kommt der Bankangestellte Franz K. vom Regen in die Traufe: Mit dem Krankenhaus, in dem er erwacht, stimmt etwas nicht. Niemand kümmert sich um die Patienten. Und die Gänge, auf denen er nach Hilfe sucht, scheinen eher zu einem mittelalterlichen Verlies zu gehören. Wo ist K. da hineingeraten?
Während des Klinikaufenthalts erweist sich, dass K.s Schicksal auf geheimnisvolle Weise mit dem anderer Menschen rund um den Globus verknüpft ist: dem eines Rentners unter Mordverdacht, des Vorstandsvorsitzenden der Digilda AG, der eine Lebenskrise meistern muss, eines jungen Mannes mit Hirninfarkt sowie eines Werkstattinhabers, der eine Großfahndung der Polizei auslöst. Und was haben die drei Kinder, die in einer nordchinesischen Kleinstadt in eine verzweifelte Lage geraten, mit den Ereignissen im fernen Europa zu tun?
Didier Desmerveilles behandelt in seinem makaberen Mystery-Drama die Grundfragen des Seins und brennt dabei ein furioses erzählerisches Feuerwerk ab, das er in einem verblüffenden Finale gipfeln lässt. Ein mitreißender Roman, der in seiner raffinierten Komposition an Daniel Kehlmanns Bestseller "Ruhm" erinnert und in mehr als einer Hinsicht die Bezeichnung "kafkaesk" verdient. Und damit beweist Didier Desmerveilles auch im sechsten Band seiner Hommage-Reihe: Franz Kafka, die Legende, lebt!